Das Kunststoff-Dilemma: recycelbar oder Abfall?
Es ist nicht immer einfach zu wissen, ob Kunststoffverpackungen in die getrennte Tonne für recycelbaren Kunststoff oder in die Restmülltonne für Mischabfälle gehören. Tatsächlich entsorgen wir 50 % aller Kunststoffabfälle über den Mischabfall, was bedeutet, dass sie entweder verbrannt werden oder auf der Deponie landen. TOMRA leistet jetzt seinen Beitrag zur Rückgewinnung dieses Materials, um ihm zumindest ein weiteres Leben als Rohstoff für die Herstellung neuer Kunststoffverpackungen zu ermöglichen.
„Allein in Europa werden derzeit 24 Millionen Tonnen Kunststoff verbrannt und weitere 14 Millionen Tonnen auf Deponien entsorgt. Gleichzeitig war die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff noch nie so hoch – und dürfte in den kommenden Jahren noch weiter steigen. Die Verbrauchernachfrage, Recyclingziele und höhere Rohstoffkosten weisen alle in diese Richtung.
Wir bei TOMRA Feedstock haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein zirkuläres Kunststoffsystem aufzubauen, das die Lücke zwischen den enormen Mengen an Kunststoffabfällen und der wachsenden Nachfrage nach recyceltem Kunststoffmaterial schließt. Im Mittelpunkt dieser Herausforderung steht die Notwendigkeit, gemischte Kunststoffabfälle in sortenreine Fraktionen zu sortieren, die anschließend zu neuem Material recycelt werden können“, so Joachim N. Amland, Leiter von TOMRA Feedstock.
TOMRA Feedstock ist ein Unternehmen der TOMRA Group, das Lösungen für zirkuläre Kunststoffe erforscht. Um die Lücke im Kunststoffkreislauf zu schließen, geht das interne Start-up nun engere Partnerschaften und Kooperationen mit führenden Akteuren der Kunststoff-Wertschöpfungskette ein. TOMRA Feedstock baut derzeit zwei Anlagen für die groß angelegte Kunststoffsortierung: eine in Deutschland und eine in Norwegen.
Zusammenarbeit mit der OMV in Deutschland
Für die deutsche Anlage wurden kürzlich große Abnahmeverträge mit der OMV und Borealis bekanntgegeben. Die OMV hat sich verpflichtet, pro Jahr bis zu 29.000 Tonnen Ausgangsmaterial für das chemische Recycling abzunehmen. Dies entspricht der Produktionsleistung der deutschen Anlage, die sich vollständig im Besitz von TOMRA befindet und auch von TOMRA betrieben wird. Das Material wird für die von der OMV entwickelten und patentierten ReOil®-Technologie für chemisches Recycling eingesetzt werden und damit Virgin-Polyolefine ersetzen. Dies wird einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung der Recyclingziele leisten.
„Diese Vereinbarung zeigt, was möglich ist, wenn wichtige Akteure der Wertschöpfungskette zusammenkommen, um einen wirklich bedeutenden Einfluss auf den Markt zu nehmen. Wir sind stolz darauf, eine der fortschrittlichsten Anlagen für das mechanische Recycling von Post-Consumer-Polymerabfälle angestoßen zu haben, und freuen uns darauf, gemeinsam mit der OMV und Borealis einen großen Beitrag zur Schließung der Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen zu leisten“, betonte Volker Rehrmann, Executive Vice President und Leiter von TOMRA Recycling, bei der Bekanntgabe am 25. April.
Eine Partnerschaft mit Plastretur zur Sortierung des gesamten Kunststoffabfalls Norwegens
In Norwegen ist TOMRA Feedstock ein Joint Venture mit Plastretur, der norwegischen Organisation für Herstellerverantwortung (PRO) im Bereich Kunststoffe, eingegangen und baut derzeit eine Sortieranlage mit einer Kapazität, die ausreicht, um sämtliche Kunststoffverpackungsabfälle aus ganz Norwegen anzunehmen. In der sich im Bau befindlichen Anlage im Gewerbegebiet Holtskogen Næringspark in der Kommune Indre Østfold werden nach ihrer Fertigstellung bis zu 90.000 Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr in sortenreine Abfallfraktionen sortiert, die anschließend recycelt werden können.
Im April führten TOMRA und Plastretur zusammen mit den Standort- und Baupartnern Thermica und Relog eine Begehung der Anlage durch, in der demnächst die Ausrüstung und Technik installiert werden, die eine hochvolumige und hochpräzise Sortierung ermöglichen. Die Delegation der Kommune führte Bürgermeister Saxe Frøshaug an, der von Wenche Folberg und Terje Myrseth aus der Verwaltung begleitet wurde.
„Wir freuen uns, dass sich diese wichtige Initiative zur Kreislauftechnologie für den Holtskogen Næringspark entschieden hat. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft für uns, für Norwegen und für ganz Skandinavien“, betonte Bürgermeister Frøshaug am Ende des Standortbesuchs, der entlang des Weges führte, den die Kunststoffe ab 2025 in der dann fertiggestellten Anlage zurücklegen werden.
Die Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen schließen
Prinzipiell kann fast jeder Kunststoff recycelt werden. Es gibt jedoch eine Reihe verschiedener Kunststoffarten, die aus unterschiedlichen Polymeren bestehen und daher ihre eigenen Recyclingmethoden erfordern können. Darüber hinaus bestehen heutige Produktverpackungen oft aus einer Kombination mehrerer Kunststoffarten, was den Recyclingprozess erschwert.
In Europa werden rund 27 Prozent der Kunststoffabfälle recycelt. Der Rest wird entweder verbrannt (49 %) oder deponiert (24 %). Es gibt Technologien zur Rückgewinnung und Wiederverwertung von Kunststoffen, die im Abfallstrom landen. Die Anwendung dieser Technologien erfordert jedoch erhebliche Investitionen in neue Sortier- und Verarbeitungsanlagen. Zur Unterstützung solcher Investitionen sind auch politische Maßnahmen erforderlich, die den anteilsmäßigen Einsatz von recycelten Kunststoffen zur Herstellung neuer Produkte anzukurbeln.1
Die beiden derzeit im Bau befindlichen Anlagen von TOMRA Feedstock haben zusammen eine Eingangskapazität von 170.000 Tonnen Kunststoffrohstoffen pro Jahr und werden somit einen maßgeblichen Beitrag zur Schließung der Kreislaufwirtschaftslücke bei Kunststoffen in Europa leisten.
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1. Plastics Europe, „Circular Economy for Plastics – A European Analysis“, 2024.